Für den Abend haben wir noch Tickets ergattert für das „Old Lahaina Luau“, eines der besten traditionellen Luaus, direkt am Wasser gelegen. Ein Luau ist ein traditionelles Fest mit viel Hula-Tanz
und Musik, und viel Essen. Mit Leis und Begrüßungs-Mai-Tai geht’s gleich super los.
Circa 500 Gäste haben sich versammelt, vor allem Familien und Rentner vom US-Festland. Bevor wir an unserem Tisch in der letzten Reihe Platz nehmen, schlendern alle frei durch den Park und lernen
traditionelle Handwerkstechniken, Musikinstrumente und die Bergung des 12-Stunden-gegarten Schweins aus dem Erdofen kennen. Letzteres erinnert stark an die Exhumierung einer dampfenden Leiche.
Den Kindern in der ersten Reihe wird schon schlecht, als die letzte Abdeckung aus Tüchern und Bananenblättern weg geschlagen und die Sicht auf das tote braune Ding frei wird. Dann wird es richtig
grotesk: Einer der ca. 20-jährigen Jungs dreht dem Tier mit beiden Händen und einem Handtuch gegen die Hitze den Kopf ab- ganz leicht, ohne Geräusch- und legt ihn dann dem Schwein zurück auf den
Bauch. Jetzt zeigt die geöffnete bezahnte Schnauze schräg nach oben und als die beiden Totenträger das Vieh auf einer Edelstahl-Bahre in Richtung Küche schleppen, steigt aus den Kiefern der
Bratendampf. Bon appetit! Wozu macht man das? Ist das schicker, als den Kopf so hängen zu lassen? Kann der sonst beim Transport abfallen und dann sähe das noch hässlicher aus? Fragen über Fragen.
Wir halten uns am Buffet an die wirklich leckeren Dinge wie Ahi-Sushi, Steak, Süßkartoffeln, Taro-Spinat-Gemüse und zum Nachtisch schlemmen wir in Kokospudding, Lilikoi (Passionsfrucht)-Mousse in Schokoladenbechern und vielen leckeren Drinks. Unsere Sitznachbarn sind drei dicke miteinander verwandte Pärchen aus Minnesota, die sich weder untereinander noch mit uns so richtig unterhalten mögen. Macht nix, plappere ich halt umso mehr. Die Hula-Darbietung zur Live-Musik übersteigt unsere Erwartungen, wir hören und sehen die verschiedensten Stilrichtungen und ein alter Erzähler bettet die Showteile in die Geschichte und Mythen Hawaiis ein. Gegen Ende ruft eine polynesische Schönheit alle Geburtstagskinder, Hochzeitspaare und andere Jubilare auf und auch wir stehen vor allen auf und ernten Applaus. Damit aber nicht genug: Dann sollen alle bitte mal nach vorn kommen und im Mondschein vor Pazifik- Palmen-Sonnenuntergang-Panorama tanzen. Die langsamste polynesische Musik aller Zeiten setzt ein und mit vielen anderen überforderten kichernden Pärchen bilden wir eine kitschige Fototapete...